Am vergangenen Samstag hatte der Musikverein „Glück Auf“ Reichenbach zu seinem Konzert „750 Jahre Reichenbach – 750 Jahre Musik“ in die Brühlhalle eingeladen.
Der Musikverein entführte die zahlreichen Besuchern mit einer musikalischen Zeitreise durch die Geschichte der Gemeinde Reichenbach und die Entwicklung der Musik.
In der Steinzeit siedelten sich die ersten Menschen im Filstal an, was mit Knochenfunden aus dieser Zeit zu belegen ist. Die Nachwuchsschlagzeuger zeigten in dem ersten Musikstück, wie das Knochen-Schlagzeug der Steinzeit entdeckt wurde, zufällig beim Abnagen von Mamut-Knochen. Auch wurde in dem ersten Stück die zeitliche Entwicklung des Schlagzeugs Schritt für Schritt gezeigt, in dem immer modernere Instrumente einsetzen bist letztendlich das kombinierte Schlagzeug am Ende der Entwicklung steht.
Im Jahr 1268 wurde Reichenbach erstmals urkundlich erwähnt. Musikalisch entführte das Flötenensemble des Musikvereins die Besucher in die Welt von Walther von der Vogelweide, einem Minnesänger, der zur Gründungszeit von Reichenbach seine Werke komponierte.
Im Jahr 1299 bekam Württemberg die Oberhoheit über den Ort Reichenbach. Um diese Zeit ist die Lied- und Textsammlung „Carmina Burana“ entstanden, die 55 Spottgesänge, 131 Liebeslieder, 40 Trink- und Spiellieder sowie geistliche Theaterstücke beinhaltet. Mit der 1937 entstandenen Oper „Carmina Burana“ von Carl Orff führte das Orchester die Gäste in die Zeit des Mittelalters.
Im 15. Jahrhundert galt Reichenbach als Bergewerksort. Kupfer- und Manganerze sowie Steinkohle wurden bis 1739 in Reichenbach abgebaut. Um an diese Zeit zu erinnern spielte der Musikverein die Bergmannshymne „Glück Auf, der Steiger kommt“.
Nachdem Reichenbach die Wirren des 19. Jahrhunderts mit Missernten, Hungersnöte und Kriegsteilnahme Reichenbacher Bürger überstanden hatte, kam der wirtschaftliche Aufschwung durch die Industrialisierung in den Ort. Auch in der Musik tat sich einiges in dieser Zeit. Es war der Übergang von der Wiener Klassik hin zur Romantik. Ein großer Vertreter diese Musikgeschichte war Johann Strauss Sohn, der später als Walzerkönig bekannt wurde. Mit dem Walzer „Rosen aus dem Süden“ reisten die Besucher in die Vergnügungsviertel von Wien im Jahr 1880.
Um die Jahrhundertwende im Jahr 1900 prägten die politischen Ereignisse das Leben in Reichenbach. Es entstand ein großes Bedürfnis der Reichenbacher Bürger nach Geselligkeit und es wurden zahlreiche Vereine gegründet.
Ein Meilenstein war die Erfindung der ersten bewegten Bilder, dem Stummfilm, der durch Klaviermusik und Geräusche begleitet wurden. Der Musikverein spielte passend dazu die Titelmelodie von „Dick und Doof“ und untermalte damit den eigens dafür produzierten Stummfilm „Der Zeltaufbau“.
Die Zeitreise machte in den 1960er Jahren halt. Reichenbach wurde Hochwassersicher gemacht, sodass die kommenden Hochwasser nicht mehr so dramatische Auswirkungen hatten. Musikalisch entwickelte sich in den 1960er die sogenannte „Pop-Musik“. Der Erfolg der Popmusik ist vor allem der britischen Gruppe „The Beatles“ zu verdanken. Mit dem „Beatles Medley“ entführte der Musikverein die Besucher in diese Zeit.
Ein nächster Stopp in der Zeitreise war die Zeit um 1980. Reichenbach bereitete sich auf eine neue Zeit vor. Die Brühlhalle, die Fußgängerzone, die Sainte-Savine-Brücke und die neue B10 wurden erbaut. Um 1980 entwickelte sich in der Musikgeschichte die sogenannte „Programmmusik“. Der Titel „Pacific Dreams“ beschreibt die Gefühle eines spanischen Komponisten, der sich gerade in Sydney aufhält und sich gedanklich über den Pacific zurück nach Europa sehnt.
Nach diesem Stück verabschiedete sich der Moderator des Abends Charly Neher bei allen Besuchern, der Gemeinde Reichenbach für die Unterstützung, bei der Firma Seidel & Würtele GbR für Licht und Ton, bei den vielen Helfern und bei allen Musikern für das gelungene Konzert.
Als Zugabe spielte das Orchester den Titel „Samba Pa Ti“ von Carlos Santana aus dem Jahr 1970. In der speziell für das Konzert arrangierten Version hörten die Besucher Patrick Martens an der Gitarre zusammen mit dem Musikverein Reichenbach. Nach einer weiteren Zugabe und viel Applaus verabschiedete sich das Orchester von den zahlreichen Besuchern.
AB